Wie die Bewohner vieler ländlicher Regionen, fühlen sich auch die Oderbrücher der Tradition verpflichtet. Ihnen wäre es nicht in den Sinn gekommen, lieb gewonnene aber „ausgediente“ Gegenstände achtlos wegzuwerfen. Oft wurden sie zu neuem Gebrauch verändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel wurden, nicht nur aus der materiellen Not heraus, Stahlhelme zu Kochgeschirr umgearbeitet. Lange bevor die Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ zu ihrem Leitmotiv machte. Anderen Metallgegenständen wurde, in den einstmals in vielen Dörfern vorhandenen Schmieden, neues Leben eingehaucht. Recycling oder Upcycling waren auf dem Land gängige Praktiken, bevor diese Begriffe „erfunden“ wurde.
Aber nicht nur das, oft wurden landwirtschaftliche Werkzeuge auf diese Weise den hiesigen Bedingungen angepasst oder zu einzigartigen Geräten weiterentwickelt. Was dann wirklich „zu nichts mehr nutze“ war, landete auf dem Schrottplatz. Einige Engagierte, wie der heute 90-jährige Helmut Hulitschke, die diese einzigartige Sammelleidenschaft in sich spüren, bargen die Geräte und sorgten sich um ihren Erhalt. „Im Jahr 1998 gründeten meine Frau Ursula und ich das Friedrichsauer Dorfmuseum. Es ist im ehemaligen Kulturhaus, der späteren Konsum-Gaststätte, untergebracht. Seit 1947 sammelte ich was andere Leute wegwarfen – alte Ackergeräte, Werkzeuge und Dokumente. Die Staatsdomäne Friedrichsaue war nach dem Krieg total zerschossen. Alles lag herum, man musste sich nur bücken. Viele Gerätschaften landeten damals auf dem Schrott. Hätte ich sie nicht geholt, sie wären weg gewesen. Ich machte mir die Mühe, sie wieder aufzubauen. Nachdem die Leute die erste Ausstellung sahen, kamen manche mit einer ganzen Hängerladung voller alter Geräte zu mir. So wuchs die Ausstellung nach und nach“, erzählt Helmut Hulitschke. In seinem kleinen Museum sind die Abteilungen nach im Oderbruch angebauten Feldfrüchten sortiert, Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln – Häufelpflug, Schuffler, Kartoffelklapper oder eine über hundert Jahre alte Bodenwalze.