© Seenland Oder-Spree

Unterwegs auf der Spree und Dahme

Mit dem Strom und dem Trend

Märkische Umfahrt

21. August 2021
Seenlandentdeckerin Gabi

Wenn Urlaub im Ausland schwieriger wird, entdeckt man die Paradiese vor der eigenen Haustür. Ein empfehlenswertes Urlaubsabenteuer liegt für Wasserwanderer direkt an der Spree und Dahme und heißt „Märkische Umfahrt“. Der Steckbrief für die Tour: 180 km Paddeln auf Spree und Dahme fast durchgehend mit der Strömung. Einsamkeit und Naturerlebnis mit einem Schuss Urbanität im berlinnahen Raum, geeignet für Paddler, die eine Woche Zeit haben und rund 25 km am Tag konditionell schaffen können, sowie gerne in der Natur campieren. Die Rundtour macht es möglich, dass man seinen Ausgangspunkt mit dem abgestellten Auto wieder erreicht und keinen Transfer benötigt. Na dann wollen wir mal!

Bootsschleppe Märkische Umfahrt© Gabi Stauß

Wir starten in Sawall (nahe Trebatsch), wo es einige gut geeignete Stellen gibt, um das Boot ins Wasser zu lassen und das Auto für eine Woche zu parken. Zuerst 70 kg Gepäck im Zweier-Kajak wasserdicht verstaut, dann geht´s los über Leißnitz nach Beeskow. Erste Erkenntnis, als wir in der Beeskower Schleuse den einzigen ordentlichen Gewitterguss abbekommen: Regenjacke und Spritzdecke hat man besser in einsatzbereiter Nähe. Auch weil hier im Bereich des Schwielochsees, später auch im berlinnahen Raum, immer mal Motorboote überholen oder entgegenkommen, deren Wellen Ungeübte nicht immer spritzwasserfrei nehmen. Zur Ausrüstung gehört bei uns ebenfalls ein Campingkocher mit Campinggeschirr, ein Zelt und dünne Schlafmatten mit Sommerschlafsäcken, zwei Campingstühle zum Falten, zweimal Angelausrüstung sowie ein Bootswagen. Zwei Powerbanks sollen helfen, die E-Books und Handys eine Woche lang einsatzbereit zu halten. Aber zunächst genießen wir es, dass wir aus Stromspargründen die Telefone ausschalten (müssen!). Das ist Teil des Erholungsplans und funktioniert tadellos.

Eine erste Übernachtung vor Raßmannsdorf bestätigt uns, dass man auch besser immer die eigene Verpflegung dabei hat, denn ein Gasthaus zu erwischen, das nach Corona und an den ersten Wochentagen offen hat, ist eher selten und darf gefeiert, aber nicht notwendig erwartet werden. Die letzte Bockwurst gabs an der legendären Fahrradfähre in Leißnitz, seitdem sind wir in die wilde Natur abgetaucht. Abends gibt’s also Vollkornbrot mit Salami und Tomaten und Büchsenbier. Am Feldrain trocknen unsere regennassen Sachen. Hin und wieder kommen Paddler vorbei und beneiden uns um die schöne Raststelle, aber fast überall gibt’s genug davon. Alter Naturcamper-Rat: Morgens ist die Reihenfolge wichtig! Erst Zähneputzen am Fluss, dann Waschen. Und für den Kaffee haben wir uns lieber Trinkwasser in einem Campingtank mitgenommen. Sonst müsste das natürlich zuerst geschöpft werden. Und Müll gehört mitgenommen bis zur nächsten Tonne, das ist manchmal mühsam, aber anders funktionierts nicht. Gott sei Dank erleben wir auf dieser Rundtour diesbezüglich keine negativen Überraschungen.

Gosener Graben Märkische Umfahrt© Gabi Stauß

Die schönsten Abschnitte der Rundtour erleben wir auf den Abschnitten von Beeskow bis zur Einmündung in die Fürstenwalder Spree und auf der Müggelspree ab Große Tränke bis Neuzittau. Das Wasser verlassen wir eigentlich nur wenige Male. Einmal z.B. in Fürstenwalde, um einzukaufen. Hier beaufsichtigt der nette Servicemitarbeiter am Paddelbootverleih vor der Schleuse unsere Sachen und nur 600 Meter weiter gibt’s im Discounter frisches Brot, Getränke und Vitamine. Wir staunen außerdem über die Historie des Alten Forsthauses an der Einbindung zur Fürstenwalder Spree, das zu DDR-Zeiten einigen RAF-Terroristen Unterschlupf gewährte. Leider ist die Gastro dort nicht mehr am Leben, aber eine Rast auf dem schönen Steg geht allemal.

Schöne Wasserwanderrastplätze mit Duschen, Sitzgelegenheiten und Steckdosen nutzen wir an der Dahme in Märkisch Buchholz und in Neuendorf kurz vor dem gleichnamigen See. In Märkisch Buchholz erkunden wir den kleinen Marktplatz und können dort im Dorfkonsum „Mein Markt“ einkaufen und der hat sogar Sonntagvormittag offen. Hätte unser Boot ein Kühlfach, wir hätten gern von dem leckeren Straußenfleisch mitgenommen, das hier im Ort produziert und verkauft wird. Aber das urige Restaurant „Marktwirtschaft“ an der Kirche stillt mit Pizza und Bier auch hervorragend unseren Appetit, der sich nach tagelang Büchsenwurst und Tütennudeln unweigerlich einstellt. Nach sechs Tagen schaue ich hier auch das erste Mal wieder in einen Spiegel und erschrecke ein bisschen: Der Urlaub auf dem Wasser hat die Haut mehr gebräunt und die Haare heftiger gebleicht als ein Karibikaufenthalt.

Zugbrücke in Briescht© Gabi Stauß

Eindruck macht neben der hölzernen Zugbrücke in Briescht auch das Kaskadenwehr hinter Märkisch Buchholz. Hier wird beim Schleppen mit der Bootslore ein bisschen Kraft gebraucht. Die Schleusungen und Bootsschleppen auf der Tour sind sonst allesamt gut zu zweit zu bewältigen und zweckmäßig gebaut. Lediglich an der Schleuse in Altschadow gibt es neuerdings ausgedünnte Schleusenzeiten, damit der Wasserspiegel im oberen Flußabschnitt nicht zu sehr absinkt. Man wartet unter Umständen lange oder muss mit eigenem Bootswagen die Umtragung meistern, was mit 70 kg Gepäck nicht ganz unbeschwerlich ist. Die Bebauung am Wasser nimmt in Richtung Berlin immer mehr zu, aber trotzdem haben wir die eindrucksvollsten Tierbegegnungen im wunderschönen Gosener Graben zwischen Dämeritzsee und Seddinsee. Am Ufer äst eine Rehfamilie und lässt sich vom vorbeigleitenden Boot nicht verscheuchen, ebenso eine Rotte Wildschweine im Mischwald direkt am Wasser. So nah kommt man den Tieren sonst nie. Zahllos auch die Begegnungen mit Eisvögeln auf der gesamten Route. Biber zeigen sich nur mit ihren Nagespuren, aber Bisamratten, Seeadler, Falken, Reiher und Störche haben wir nicht mehr geschafft zu zählen. Abschnittsweise sind Spree und Dahme DAV-Gewässer und wir versuchen unser Angelglück mit den Spinnruten. Aber außer kleinen Barschen und einem halbwüchsigen Hecht geht diesmal nichts auf unsere 4er Mepps. Spaß macht es trotzdem, die Fahrt hier und da für ein paar Würfe zu unterbrechen. Trotz der Bebauungsdichte entlang der Seen von Erkner bis Zeuthen können wir nur wenige Gasthäuser finden, die offen haben und/oder Anlegemöglichkeiten für Paddler bieten. Bis auf Ausnahmen: Herrlich schmecken das Schnitzel und die Königsberger Klopse in der „Villa am See“ in Wildau, wo man mit dem Kajak sehr gut anlegen kann.

Nach acht Tagen erreichen wir braun gebrannt und glücklich unsere Einsetzstelle in Sawall. Letzter Tipp: Mückenspray nicht vergessen, denn abends sind die Plagegeister meist die einzige Gesellschaft, aber auf die ist Verlass. Ein guter Begleiter war außerdem das nützliche Handbuch „Märkische Umfahrt“ vom Thomas Kettler-Verlag mit Karten und Tipps. Fazit: Det war schön jewesen!

Den kompletten Tourenverlauf der Märkischen Umfahrt findet ihr hier.

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