„Zwischen Frankfurt und Stettin ist während der Sommermonate ein ziemlich reger Dampfschiff-Verkehr. Schleppschiffe und Passagierboote gehen auf und ab und die Rauchsäulen der Schlote ziehen ihren Schattenstrich über die Segel der Oderkähne hin, die oft in ganzen Geschwadern diese Fahrt machen. … Die Passagierboote gehen von Frankfurt aus zweimal wöchentlich, Mittwoch und Sonnabend, und machen die Fahrt nach Küstrin in zwei, nach Schwedt in acht, nach Stettin in zehn Stunden.“ Als Fontanes Dampfer in Lebus anlegt hat der Dichter kurz Gelegenheit, die „alte Bischofsstadt“ zu betrachten. „Freilich erinnert hier nichts mehr an die Tage früheren Glanzes und Ruhmes. Die alte Kathedrale, das noch ältere Schloß, sie sind hin, und eines Lächelns kann man sich nicht erwehren, wenn man in alten Chroniken liest, daß um den Besitz von Lebus heiße Schlachten geschlagen wurden, daß hier die slawische und die germanische Welt, Polenkönige und thüringische Herzöge, in heißen Kämpfen zusammenstießen, und daß der Schlachtruf mehr als einmal lautete: »Lebus oder der Tod«.
Dem kleinen Ort dichtet er den „malerischen Charakter eines Winzerstädtchens“ an und tatsächlich hat sich Lebus davon viel erhalten. „Die Stadt, so klein sie ist, zerfällt in eine Ober- und Unterstadt. Jene streckt sich, so scheint es, am First des Berges hin, diese zieht sich am Ufer entlang und folgt den Windungen von Fluß und Hügel. Zwischen beiden, am Abhang, und wie es heißt an selber Stelle, wo einst die alte Kathedrale stand, erhebt sich jetzt die Lebuser Kirche, ein Bau aus neuer Zeit. Die »Unterstadt« hat Höfe und Treppen, die an das Wasser führen; die »Oberstadt« hat Zickzackwege und Schluchtenstraßen, die den Abhang bis an die Unterstadt herniedersteigen. Auf diesen Wegen und Straßen bewegt sich ein Teil des städtischen Lebens und Verkehrs.“
Ursprünglich war das Heimatmuseum „Haus Lebuser Land“ ein Schulgebäude, später zu Wohnzwecken umgebaut verfiel es langsam. Im Rahmen der Altstadtsanierung konnte es vor dem Abriss gerettet werden und wurde 2005 Sitz des Heimatvereins und Museum. „Die etwa 80 Mitglieder des Vereins organisieren wechselnde Ausstellungen zu regionalen Themen“, sagt Helga Töpfer vom Museumsbeirat. Aber bereits die ständigen Exponate, die vom früheren Leben der Lebuser zeugen, lohnen den Besuch. Die archäologische Ausstellung zum Beispiel informiere über die Ausgrabungsgeschichte und zeige verschiedene Fundstücke. Helga Töpfer führt uns zu dem eigentlichen „Schatz“ des Museums, dem Bronzehortfund, der 2003 auf dem Burgberg entdeckt wurde. Im Museum allerdings sind nur Repliken zu sehen. Der Heimatverein hatte viele Spenden gesammelt, um die teuren, täuschend echt aussehenden Nachbildungen anfertigen zu lassen. Die wertvollen Originale, über 100 Einzelstücke aus der späten Bronzezeit, werden im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg aufbewahrt. Auch ein bei Lebus gefundener Silberschatz wurde kurzzeitig im Museum gezeigt, bevor er unter Verschluss kam. Es kann angenommen werden, dass der Boden in Lebus noch einige Überraschungen bereithält.