Die einzigartige Landschaft des Oderbruchs ist nicht umsonst als Europ\u00e4isches Kulturerbe ausgezeichnet worden. Erfahre mehr \u00fcber die Hintergr\u00fcnde der Entstehung bei der Radtour \u201eAuf den Spuren des Alten Fritz\u201c von Seelow bis nach Wriezen.
\r\nWir treffen uns in Seelow mit unseren Fahrr\u00e4dern. Direkt gegen\u00fcber vom Bahnhof befindet sich die Gedenkst\u00e4tte Seelower H\u00f6hen, die \u00fcber die Schlacht im Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden informiert. Die Erh\u00f6hung erm\u00f6glicht uns einen weiten Ausblick \u00fcber das Oderbruch, fast bis nach Polen. Durch die F\u00fchrung im Museum und \u00fcber die Anlage, betrachte ich die Region des Oderbruchs mit anderen Augen als zuvor. Die heutige B1 zwischen Polen und Berlin, die ich t\u00e4glich f\u00fcr meinen Arbeitsweg verwende, wurde von der letzten sowjetischen Gro\u00dfoffensive als Zugang nach Berlin verwendet. Das Museum ist sehr auditiv gestaltet und gro\u00dfe Infotafeln veranschaulichen die Vorg\u00e4nge rund um das Jahr 1945. Nach der Museumsf\u00fchrung holen wir uns bei der Tourist-Information von Seelow einen Picknickbeutel ab, um bei den Oderh\u00e4ngen unweit von Seelow unser Picknick zu verspeisen. Unser Beutel ist liebevoll mit verschiedenen Br\u00f6tchen, Aufstrichen und Snacks best\u00fcckt, sodass wir gut ges\u00e4ttigt unsere Radtour zum n\u00e4chsten Stopp nach Letschin fortsetzen.
\r\nDer Vater des Alten Fritz beauftragte seinen Sohn am Sterbebett damit sich um das Oderbruch zu k\u00fcmmern und die Problematik des damaligen Sumpfgebietes zu l\u00f6sen. Aus diesem Grund lie\u00df der Alte Fritz durch die \u00c4nderung des Verlaufs das Oderbruch trockenlegen und somit das Gebiet f\u00fcr Landwirtschaft nutzbar machen. Heute flie\u00dft die Oder wie wir sie kennen und der urspr\u00fcngliche Verlauf ist als die Alte Oder bekannt. Aufgrund dieser Trockenlegung entstand eine interessante Kleinlandschaft die 2022 als europ\u00e4isches Kulturerbe ausgezeichnet wurde. Verschiedene Kulturerbe-Orte innerhalb der Region machen das Oderbruch erlebbar.
\r\nAuch wir sind innerhalb unserer Radtour in verschiedenen Kulturerbe-Orten zu Besuch. Als n\u00e4chsten Stopp steuern wir die Letschiner Heimatstube an. Nachdem wir das Denkmal des Alten Fritz in Letschin passiert haben, betrachten wir innerhalb des sch\u00f6nen Fachwerkhauses verschiedene Ausstellungsst\u00fccke, die zu einer Dauerausstellung zusammengetragen wurden. Es sind spezielle Themen ausgestellt, die unter anderem die Beziehung des jungen Theodor Fontane zu seinen Eltern zeigen, die in Letschin eine kleine Apotheke leiteten.
\r\nAnschlie\u00dfend fahren wir durch idyllische kleine D\u00f6rfer bis wir in Altlewin im Gasthof zum Alten Fritz einkehren. Bei einem k\u00f6stlichen Abendessen in der Gastronomie erz\u00e4hlt uns der Inhaber der Pension von der Entstehung des Ambientes. Urspr\u00fcnglich handelte es sich bei der Anlage um eine Fischerei, dessen Inhaber aufgrund der Trockenlegung einer neuen Besch\u00e4ftigung nachgehen mussten und deshalb zur Landwirtschaft \u00fcbergingen. \u00dcber die Jahre wurden die Stallanlagen renoviert, sodass sich dort neben der Gastst\u00e4tte heute liebevoll gestaltete und komfortable Zimmer befinden, in denen ich die Nacht schlummere wie auf einem Wolkenteppich.
\r\nNach einem ebenfalls liebevoll gestalteten und wohlschmeckenden Fr\u00fchst\u00fcck setzen wir unsere Radtour fort. Von Altlewin gelangen wir in das Kolonistendorf Neubarnim, wo sich die l\u00e4ngste Lindenallee von ganz Brandenburg befindet. Hier entdecke ich auch freudig einen nistenden Storch. Unseren n\u00e4chsten Halt machen wir in \u201eLietze\u201c, dem \u00e4ltesten Kolonistendorf im Oderbruch. Durch die Trockenlegung des Oderbruchs entstanden rund 40 neue Orte, die heute gr\u00f6\u00dftenteils alle an dem Namenszusatz \u201eNeu\u201c erkannt werden k\u00f6nnen. In Neulietzeg\u00f6ricke stehen die meisten Fachwerkh\u00e4user unter Denkmalschutz und bei einem Dorfrundgang erfahren wir allerhand \u00fcber das Leben der Kolonisten. Das Dorf ist malerisch sch\u00f6n und die Fachwerkh\u00e4user mit ihren G\u00e4rten liebevoll gepflegt, sodass wir hier bei dem Rundgang gleich mehrere Stunden verbringen. Im Zentrum des Dorfes befindet sich das Kolonistencaf\u00e9 welches Reisende f\u00fcr eine Erholungspause zu Kaffee und Kuchen einl\u00e4dt.
\r\nAnschlie\u00dfend wollen wir einen Abstecher zur Oder machen und gelangen bei Zollbr\u00fccke schlie\u00dflich zu dem Fluss, \u00fcber den ich innerhalb der letzten zwei Tage viel Neues erfahren habe. Der Ort Zollbr\u00fccke hat durch das Theater am Rand an Bekanntheit gewonnen. 1998 existierte lediglich eine winzig kleine Wohnzimmerb\u00fchne und bis heute w\u00e4chst das Theater j\u00e4hrlich weiter und hat schon einer Vielzahl an K\u00fcnstlern eine B\u00fchne geboten. Das einzigartige Gebilde und die darin stattfindenden Auff\u00fchrungen und Veranstaltungen sind definitiv einen Besuch wert.
\r\nEntlang der Oder auf dem Oder-Nei\u00dfe-Radweg besuchen wir zuletzt noch die neuer\u00f6ffnete Europabr\u00fccke zwischen Neur\u00fcdnitz und Siekierki. Die lange Br\u00fccke wurde im letzten Jahr erneuert und l\u00e4dt beidseitig zu einem Ausflug in das andere Land ein. Vom Aussichtsturm auf der polnischen Seite kann ich die Oder und die wunderbare Landschaft bestaunen.
\r\nVon der Br\u00fccke treten wir unseren R\u00fcckweg an und fahren bis Wriezen an malerischen Rapsfeldern, Wiesen und B\u00e4umen vorbei, die mich sentimental werden lassen, dass unsere Tour schon fast wieder vorbei ist. Aber lass dir eins gesagt sein, liebes Oderbruch: ich komme wieder!
\r\nWeitere Informationen \u00fcber die Radtour
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