© Oderbruch Museum Altranft - Michael Anker

Kulturerbe Orte

Traditionen von Fischern und Schiffern

Die Schiffer und die Fischer des Oderbruchs

Episode 2 der Reise durch die Kulturerbe-Orte

06. August 2020

Im Norden des Oderbruchs verlässt der größte Teil des Wassers den Flusspolder stromab in Richtung Ostsee. Nachdem die Alte Oder den Neuenhagener Sporn umrundet und dabei Oderberg passiert hat, ergießt sie sich hinter Hohensaaten in die Strom-Oder. Anschaulich wird das Wassersystem des Bruchs an einem Modell im Oderbruch-Museum Altranft dargestellt. Wenn auch weite Teile dieser Landschaft vorwiegend agrarwirtschaftlich geprägt wurden, so lässt sich in zwei Kulturerbe-Orten, Hohensaaten und Oderberg, eine langjährige Tradition von Fischern und Schiffern nachspüren.

Schiffchen liegt an der Alten Oder im Oderbruch© Seenland Oder-Spree / Florian Läufer

Jeder, der durch Oderberg fährt, sieht den weißen, in der Sonne leuchtenden, Rumpf der „Riesa“ am Ufer der alten Oder liegen. Der große Schaufelrad-Dampfer ist heute Veranstaltungsort und zugleich das Aushängeschild des 1954 durch den Lehrer und Hobbyarchäologen Hermann Seidel gegründeten Binnenschifffahrts-Museums. Das älteste Technikmuseum Brandenburgs, unweit des Dampfers, hält eine umfangreiche Sammlung entsprechender Exponate zur Schifffahrts- und Ortshistorie bereit. Ein Teilbereich ist zudem der Geschichte des alten Schiffshebewerks im benachbarten Niederfinow gewidmet. Aber wie kommt eigentlich ein Schaufelrad-Dampfer von der Elbe ins Oderbruch? Diese spannende Frage kann Anke Marquard vom Binnenschifffahrts-Museum beantworten: „Die Riesa wurde 1976 wegen eines Kesselschadens stillgelegt und sollte verschrottet werden. Der damalige Museumsdirektor Herr Hoffmann sah das Schiff bei einem Besuch in Dresden und kaufte die Riesa 1978 für den damaligen Schrott-Preis in Höhe von 20.000 DDR-Mark.“ Auf welchem Weg die Riesa anschließend nach Oderberg geschleppt wurde, erfährt der Besucher in einer Ausstellung auf dem Schaufelrad-Dampfer.

Wer auf dem Wasser in Richtung Ostsee unterwegs ist, vielleicht aus Berlin kommend, muss in Hohensaaten die große Schleusenanlage passieren. Sie verbindet die Oder mit der Havel-Oder-Wasserstraße und ohne sie gäbe es keine Schifffahrt zwischen Berlin und Stettin. In Hohensaaten hält der Heimatverein die Geschichte der Fischerei und der Binnenschifffahrt des Ortes lebendig. Die 110 Vereinsmitglieder haben viele Zeugnisse der einstigen ans Wasser gebundenen Wirtschaft gesichert und in ihrer Heimatstube, einem kleinen Museum, ausgestellt. Sie gingen von Haus zu Haus und sammelten Exponate, von historischen Schiffsmodellen und Teilen der alten Schleusen über historische Fischerei-Utensilien bis hin zu Haushaltsgeräten der früheren Bewohner von „Hoh-Saathen“. „Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Ort 36 Schiffseigner, die in der Regel einen eigenen Dampf-Schlepper besaßen und unter anderem Kies aus der nahen Kiesgrube nach Berlin transportierten“, erzählt Irene Heinrich vom Vorstand des Heimatvereins. Sie stammt selbst aus einer Schifferfamilie. Nicht nur Kies wurde in besagter Grube gefördert, auch Knochen eines Mammuts wurden dort gefunden. Sie können ebenfalls in der Heimatstube besichtigt werden.

Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg© Oderbruch Museum Altranft - Michael Anker

„Die meisten Bauern hatten auch ein Fischereirecht und konnten in der Oder und ihren Nebengewässern fischen“, weiß Christel Kollath, ebenfalls aus dem Vorstand des Heimatvereins, und deutet auf den präparierten Kopf eines über zwei Meter langen Welses der in der Oder gefangen wurde. Die Fischer waren einst in der Zunft organsiert und trafen sich regelmäßig. Ihre Dokumente wurden in einer Zunfttruhe, der „Fischerlade“, aufbewahrt, die im Flur des Hauses ihres Großvaters stand. Heute ist dieses Schmuckstück im Oderlandmuseum in Bad Freienwalde zu besichtigen.

Weitere Informationen über das Oderbruch Museum und das Kulturerbe im Oderbruch finden Sie hier.

Der Beginn einer Reise durch die Kulturerbe-Orte

Wo gibt es das sonst noch? Man fährt eine halbe Stunde lang durch schattige Alleen, ohne dass einem ein einziges Auto begegnet. Landmaschinen vielleicht, Mähdrescher oder Traktoren, die voll beladene Anhänger mit frischem Getreide ziehen, denn es ist Erntezeit im Oderbruch. Es ist vielleicht auch die schönste Zeit im Jahr, um diesen, in Deutschland einmaligen Flusspolder zu entdecken. Zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto, selbst mit dem Kanu kann das Oderbruch durchquert werden.

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Das nördliche Oderbruch weist eine geografische Besonderheit auf: mitten im Odertal steigt die Landschaft auf bis zu 90 Meter über Null an. Die Erhebung, die Neuenhagener Insel, andere Namen bezeichnen sie auch als Neuenhagener Sporn, ist ein nach Westen gerichteter Ausläufer des polnischen Steilufers der Oder. Er wurde einst durch den Strom abgetrennt. Während der letzten Eiszeit lagerten sich dort zudem ausgedehnte Tonvorkommen ab.

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Seenlandentdecker Michael

freiberuflicher Fotograf und Texter

In meiner Kindheit verbrachte ich viele glückliche Sommer bei meinen Großeltern im Oderbruch. Die Landschaft mit ihrem weiten Blick, die Ruhe und die Faszination des großen Flusses haben mich seitdem nicht mehr losgelassen. Derzeit bin auf der Suche nach den Spuren kulturellen Erbes der Menschen entlang der Oder.

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